Unterwegs auf dem Rothaarsteig

Wanderurlaub vor der Haustür – das geht erstaunlich gut. Zugegeben war ich etwas skeptisch, ob der Rothaarsteig mich als Alpen-Fan zufrieden stellen kann. Im Herbst 2020 wollte ich pandemiebedingt einen Fernwanderweg in der Nähe ausprobieren und der Rothaarsteig schien der ideale Einstieg zu sein. 

Nach nur anderthalb Stunden Zugfahrt stiefelte ich in Brilon los. Gelb-rot-grüne Mischwälder und Ausblicke auf die bunten Hügel des Sauerlands bereiteten mir schnell Lust auf mehr. Knackige Anstiege und Abstiege hatte ich genauso wenig erwartet wie ständig wechselnde Wege durch Buchenwälder, Fichtenplantagen, Heidelandschaften, über Gipfel, in Täler und durch Skigebiete. Nach vier Tagen musste ich leider wegen Knieprobleme abbrechen, aber diese bleiben überraschend in sehr guter Erinnerung.

Rothaarsteig mit Blick auf Bruchhauser Steine
Die erste Etappe des Rothaarsteigs führte auch an den Bruchhauser Steinen vorbei.

Die ersten zwei Etappen wanderte ich nach dem 6-Tage Vorschlag von der Rothaarsteig-Website. Die erste Etappe ging demnach 23 km von Brilon nach Willingen, die zweite 22 km von Willingen nach Winterberg. Die dritte Etappe verkürzte ich von Winterberg über den Kahlen Asten nach Latrop. Die Unterkünfte werden nach Winterberg immer weniger, da der Weg nur noch kleine Orte kreuzt. Mein Knie machte mir immer mehr Probleme, so war es sowieso gut, dass ich mein Ziel schon in Latrop anstatt im vorgeschlagenen Jagdhaus erreichte. Schweren Herzens entschied ich mich, am nächsten Tag die Tour abzubrechen und nur noch über einen Hügel nach Schmallenberg zu laufen. Von dort aus konnte ich einen Bus nehmen, der mich zum nächsten Bahnhof in Bestwig brachte. Wie lange ich zurück nach Dortmund brauchte, zeigte mir, wie weit ich doch in diesen vier Tagen gelaufen bin. 

Auf dem Weg von Winterberg nach Latrop unterhielt ich mich mit einem Wanderer, den ich schon auf der ersten Etappe sah. Mit einem Hut, grauen Schnäuzer, kariertem Hemd und Wanderstöcken verkörperte er einen typischen Fernwanderer. Der Rothaarsteig war nicht sein erster Fernwanderweg in diesem Jahr. Er erzählte mir, wie er auch im Lockdown mit Zelt und Isomatte loszog. Von den ersten Etappen des Rothaarsteigs war er genauso begeistert, wie ich es war. Tausend mal besser als der Rennsteig, der so beliebt sein soll, aber den er selbst als sehr monoton wahrnahm. Monoton soll wohl auch der Rothaarsteig in den weiteren Etappen Richtung Siegerland werden, weshalb er vorher abbiegen wird, um seinen Sohn in Siegen zu besuchen. Die Erfahrung konnte ich nicht mehr machen, nahm aber noch ein paar Tipps von dem Wanderer mit. Gegen Knieschmerzen empfahl er mir Stöcke, auch wenn ich mich fit fühle und denke, dass sie nur ein Hilfsmittel für alte Leute sind. Selbst Reinhold Messner sollte sie für flache Wanderungen schon früh genutzt haben. Sie hätten mir sicherlich einiges erspart, gerade weil mein Rucksack wohl zu schwer bepackt war. Mit leichtem Gepäck und Wanderstöcken kann ich die ersten drei Etappen des Rothaarsteigs voll empfehlen. 

Jan

Jan

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